Geschichte der Altershäuser Kirchengemeinde

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Die Michaeliskirche trägt viele Spuren einer fränkischen Kirchenburg!  Die Wehrkirche besaß durchwegs hochliegende Fenster, eine umlaufende (einen Wehrgang anmutende) Empore und eine einstmals mit Querbalken verschließbare Haupteingangstür.  Die heutige Sakristei wurde erst wesentlich später (1751) errichtet.  Der gemauerte Chor schützte die Bevölkerung im Turm vor dem Ausräuchern.  Der Turm ist nur über das Dachgeschoss des Kirchenschiffes zu erreichen.

 

Die Lage der Kirche belegt zusätzlich die Funktion einer Wehrkirche.  Eine Zufluchtsstätte sollte sich nicht in der früheren Dorfmitte befinden, wo die meisten Gebäude im Wesentlichen aus Holz errichtet wurden.  Ebenso spricht die Einfriedung des Kirchhofes auf kleiner Anhöhe hierfür.  Er muss ehedem größer als heute gewesen sein.  Dies belegen Knochenfunde außerhalb der jetzigen Friedhofsmauer.  Die Kirchengründung ist zeitlich nicht festlegbar.  Erstmals wird im Pfarrstiftungs- und Lehnbuch 1498 eine Kirche für Altershausen aufgeführt.  Es ist aber erwiesen, dass bereits zuvor eine kleine Kapelle in Altershausen stand, die jedoch abbrannte und vermutlich dem ersten Kirchenbau Platz machte.

 

Bereits 1589 musste eine umfassende Kirchenrenovierung durchgeführt werden.  Die Bauern erhielten für Sand- und Steinfahren und für das Holzfahren, das für das Langhaus und den Turm benötigt wurde, einen Fuhrlohn.  Geld bekam der Schmied für das Eysen.  Die Zimmerleute erhielten Geld, als sie zu Werk gezogen und abgespunt gehabt, die Mauerer als sie anheben zu mauern. Der Keßler (Flaschner) aus Höchstadt wurde für das Kreuz und für den Göcken (Hahn) ufn Kirchturm bezahlt.  Die Ausgaben für diese Reparaturen wurden zum Teil aus der eigenen Kirchenkasse gezahlt, da die Kirche Altershausen damals schon Einnahmen aus einer Wiese bei Debersdorf bei Schlüsselfeld bezog.  Diese wurde jedes Jahr verpachtet.  Erst 1858 entschloss sich die Kirchengemeinde, sie zu verkaufen.  Ferner besaß die Kirche einen Zehnt in Abtsgreuth und auch auf dem Wallmershof bei Schornweisach.

 

In den vielen Kriegen gewährte das Gotteshaus den Einwohnern Altershausens letzte Zuflucht.  Der Ausbruch des 30-jährigen Krieges hatte auch Folgen für das religiöse Leben in Altershausen.  Das letzte Kirchweihfest in dieser Zeit wurde im Jahre 1632 gefeiert.  In den Jahren 1633 bis 1639 war die Pfarrei in Burghaslach unbesetzt und bis 1648 fanden sich keine Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern.  Es fand kein Gottesdienst in diesen Jahren statt, da Altershausen ab 1634 als unbewohnt galt.  Gegen Ende des 30-jährigen Krieges, am 11. April 1645 brannte die alte Wehrkirche durch eine Feuersbrunst, die ein leichtsinniger Mensch aus Uehlfeld entfachte, nieder.  Nach dem 30-jährigen Krieg wurde den übriggebliebenen Untertanen befohlen, ihren Gottesdienst in Münchsteinach zu verrichten bis ihre Kirche wieder erbauet worden.

 

Nach dem 30-jährigen Krieg sollte die Kirche schnell wieder für die Gemeinde erbaut werden, um ihren Gottesdienst wieder in Altershausen verrichten zu können.  Sie erhielt von der Grafschaft Castell die Erlaubnis, zwei Gemeindemitglieder auszuschicken, die in ganz Deutschland eine Kollekte für den Kirchenbau sammeln sollten.  Der eine von ihnen kehrte mit 262 Gulden zurück.  Der andere blieb lange Zeit verschollen, bis eines Tages vom Rat der Stadt Flensburg ein Schreiben einging, wonach ein gewisser Eberspacher sich in ihrer Stadt ohne Geld herumtreibe und bei jedem Schulden mache.

 

Nach dieser Kollekte begann erst 1701 der Wiederaufbau der Kirche, welcher 1706 abgeschlossen war.  Beim Wiederaufbau wurden die stehengebliebenen Grundmauern verwendet.  Wir können an der heutigen Kirche die alten Mauern der ehemaligen Wehrkirche noch gut erkennen und somit ein Bild dieser Anlage erhalten.  Das Gotteshaus hat kleine, hochgelegene Fenster und schmale Lichtschlitze.  Der blockig massive Turm hat seinen Zugang nicht von unten, sondern über den Kirchenboden hinweg durch die kleine Turmtür, die ebenfalls - wie die Eingangstür - eine Sperrvorrichtung besaß.

 

1687 starb das Geschlecht der Freiherren von Vestenberg aus, welche die Patronatsherrschaft über die Kirche ausübten. Ab diesem Jahr übernahm die Grafschaft Castell zusammen mit den Herren von Münster die Patronatsherrschaft in Altershausen.

 

1730 erwarb die Kirchengemeinde für 20 Gulden die Orgel der Münchsteinacher Kirche, die 1675 von Markgraf Christian Ernst und seiner Frau Sophie Louise gestiftet worden war.  1751 wurde die Sakristei angebaut.  Dazu findet sich in den Kirchenbüchern folgender Eintrag des damaligen Schuldieners Johann Lindner: Es fand sich einer namens Wagner von Birkenhoff, und vermachte sogleich einen Gulden dazu, welcher der Anfang zur Sakristei wahr.  Gleichwohl unterließen die anderen nicht so zugegen waren und steuerten zu 10 fl. und 30 kreuzer, so daß wir alsdann sogleich zu bauen anfingen.

 

1756 wurden durch einen schweren Sturm der Turm und das Langhaus stark beschädigt.  Eine umfassende Reparatur war nötig.  1806 wurde das Casteller Konsistorium aufgelöst.  Altershausen und Hombeer kamen dann zum 1807 neu errichteten Dekanat Burghaslach.  Die übrigen Orte der Pfarrei Kleinweisach gehörten bis 1833 zum Dekanat Mühlhausen.  Sie wurden erst 1833 dem Dekanat Burghaslach unterstellt.

 

1824 war Altershausen fast dabei, die Pfarrei Kleinweisach ohne eigenes Tun zu verlassen.  Damals gehörte die politische Gemeinde Altershausen des ehemaligen Landkreises Neustadt an der Aisch zu Mittelfranken, und Kleinweisach war Teil des ehemaligen Landkreises Höchstadt an der Aisch, der oberfränkisch war.  Die evangelische Kirche in Bayern wollte, dass alle mittelfränkischen Kirchengemeinden zu mittelfränkischen Pfarreien gehörten, und gleichweise, dass alle oberfränkischen Kirchengemeinden zu oberfränkischen Pfarreien gehörten.  Deshalb hat die obere Kirche verordnet, dass Alterhausen und Hombeer (damals ein Teil der politischen Gemeinde Altershausen) von der Pfarrei Kleinweisach zur Pfarrei Schornweisach gehen, und auch, dass Vestenbergsgreuth and Hermersdorf die Pfarrei Schornweisach verlassen mussten, um mit Kleinweisach in einer Pfarrei zusammenzukommen.

 

Die oberen Kirchenväter haben allerdings etwas übersehen.  Altershausen hatte ein vertragliches Recht auf einen Gottesdienst mit Pfarrer an jedem dritten Sonntag im Monat.  Die Pfarrei Schornweisach war nicht bereit, dieses Recht weiter zu bewahren.  Altershausen lehnte es ab, auf das Recht zu verzichten.  Deshalb wurde aus der Verordnung der oberen Kirche nichts.  Altershausen and Hombeer bleiben heute noch bei der Pfarrei Kleinweisach und Vestenbergsgreuth and Hermersdorf noch bei der Pfarrei Schornweisach.

 

Trotzdem, obwohl sie fast 150 Jahre lang warten mussten, haben die bayerischen Kirchenväter ohne eigenes Zutun mehr oder weniger ihren Willen durchsetzen können.  Durch die politische Gebietsreform 1972 und der daraus folgenden Entstehung des Landkreises Erlangen-Höchstadt, sind heute alle Ortschaften beider Pfarreien mittelfränkisch, obwohl sie noch in zwei unterschiedlichen Landkreisen stehen.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, im Jahre 1896, kam eine neue Orgel mit sieben Registern nach Altershausen, die heute noch im Einsatz ist.  2014 musste die Orgel repariert werden, eine Arbeit, die z. T. durch mehr als € 4.000 aus Spenden in einem Orgellauf zusammenkamen.

 

Die ersten wichtigen Geschehnisse des 20 Jahrhunderts in Altershausen waren im Bereich Kirche.  Zur Zeit der Jahrhundertwende befand sich die Kirchengemeinde Altershausen in einer Zeit des Wachstums.  Im Jahre 1909 wurden für 807 Mark drei neue Glocken bei Heller in Rothenburg gekauft.  Die alten Glocken nahm Heller in Zahlung und veranschlagte sie mit 443 Mark.  Im Jahre 1928 wurde der neue Friedhof eingeweiht.

 

Der gebürtige Altershäuser Historiker und Schullehrer a. D. Erhard Wolf erzählt: Die Freude unserer Vorfahren über das Geläute (der Kirchenglocken) wurde aber 1917 durch die Ablieferung der beschlagnahmten zwei großen Glocken getrübt.  Angenehm überrascht waren die Altershäuser, als die eine Glocke nach dem 1. Weltkrieg auf vielen Umwegen wieder in unser Dorf zurückkehrte.  1932 erwarben die Einwohner für 740 Mark eine Gefallenengedächtnisglocke für die Opfer des 1. Weltkrieges.

 

Wie überall in Deutschland kam Altershausen 1933 unter das Hakenkreuz.  Glücklicherweise wohnten damals keine Juden in Altershausen.  Daher mussten die Kirchengemeindemitglieder nicht zuschauen, wie ihre Nachbarn aus ihren Häusern gerissen wurden, um in Konzentrationslager geschickt zu werden.

 

Feuerwehrfrauen

Die Altershäuser Feuerwehrfrauen in den Kriegsjahren.  Von links:  Lotta Bienenstein, Margarete Sandmann Wacker, Lina Kolb, Anna Jordan Förtner, Reta Müller und Dore Schönleben.

 

Im 2. Weltkrieg wurden 55 Altershäuser in die Wehrmacht eingezogen.  Davon kamen 12 nicht lebendig nach Hause.  Anfangs wurden nur wenige Männer eingezogen, aber als dann der Krieg gegen Russland begann, wurden viele eingezogen, 1940 auch der Kleinweisacher Pfarrer Johann Georg Kohler aus Satteldorf.  In den nächsten fünf Jahren wurde Altershausen zusammen mit Kleinweisach, Pretzdorf und Vestenbergsgreuth vom Markt Taschendorfer Pfarrer Drechsler betreut.

 

Für Pfarrer Drechsler waren die Kriegszeiten sehr schwierig.  Er schrieb:

 

Die Gefallenen-Nachrichten werden – so ist es angeordnet – nicht mehr wie im letzten Krieg vom Pfarrer den Hinterbliebenen übermittelt, sondern vom Ortsgruppenleiter. Der "Einfluß" des Pfarrers soll auch auf diese Weise aus dem öffentlichen Leben ausgeschaltet werden. – Für die Gefallenen werden Gedächtnisgottesdienste unter großer Beteiligung der Gemeinde abgehalten.

 

1943HansHeubeck

1943:  In schwierigen Zeiten des 2. Weltkriegs bringt Altershäuser Bauer Hans Heubeck sein Stroh ein.  Auf seinem Wagen, der französische Kriegsgefangene Roché.

 

 

Wie in der Zeit des 1. Weltkriegs wurden die Kirchenglocken wieder geschmolzen, um Metall für den Krieg bereitzustellen.  In dieser Zeit, schrieb Pfarrer Drechsler:

 

Bald kamen die ersten Gefallenenanzeigen und seit dem Russlandfeldzug die bitteren Nachrichten: Vermißt.  Besonders schmerzlich ist es, als die Gemeinde ihre Glocken abliefern muß.  Kleinweisach muß drei (Glocken) abliefern und behält nur die kleine Taufglocke, Altershausen zwei, behält die Gefallenengedächtnisglocke; Pretzdorf eine.

 

Als in Kleinweisach am Vorabend der Glockenabnahme noch einmal 1 Stunde lang zusammengeläutet wird, weinen viele Leute.  Manche sagen: Das ist der Anfang vom Ende.  Es wird unverhohlen ausgesprochen: Jetzt ist der Krieg verloren.  Die Ortsgruppenleiter sind durch Geheimbefehl angewiesen auf Äußerungen und Stimmung der Leute zu achten und vor allem Äußerungen von Pfarrern nach oben zu berichten. Die Leute weigern sich denen, die beauftragt sind, die Glocken zu holen, dabei Hilfe zu leisten.  In Kleinweisach werden die Glocken einfach hinuntergeschmissen, doch ohne Schaden zu nehmen.

 

Als die Glocken in Altershausen abgenommen werden, wird das Pfarramt nicht einmal davon in Kenntnis gesetzt.  Erst später erfährt der Pfarrer (Kohler), daß der gleiche Zug, der ihn aufs Neue ins Feld gebracht hat, auch die Glocken von Altershausen fortbeförderte. – Die abgenommenen Glocken von Kleinweisach wurden von der Pfarrfrau fotografiert.  Die beiden abgenommenen Glocken von Altershausen konnten nicht fotografiert werden, da das Pfarramt von der Abnahme nicht in Kenntnis gesetzt worden war.

 

Mindestens ein Teil dieser Geschichte hatte allerdings ein Happy End.  Pfarrer Kohler kam 1945 unverletzt vom Krieg zurück und konnte sein Amt weiter bis 1952 ausführen.  Pfarrer Drechsler schrieb weiter

 

Den Zusammenbruch, die Katastrophe erlebt der Pfarrer (Kohler) von Kleinweisach im Osten.  Als er anfangs Juni 1945 nach furchtbaren Erlebnissen – wie durch ein Wunder der russischen Gefangenschaft entronnen – heimkehrt, ist die Freude der Gemeinde, daß sie nun wieder ihren eigenen Pfarrer hat, -groß.

 

Der Krieg ist zu Ende, aber der dunkle Schatten des Krieges, des verlorenen Krieges liegt weiter über unserem Volk.  Die Ungewißheit über das Schicksal von noch nicht heimgekehrten Soldaten lastet schwer auf vielen Gliedern der Gemeinde.  Nach u. nach kommen Trauernachrichten von heimgekehrten Kameraden.  Auch nach dem Kriege sind noch Gedächtnisgottesdienste zu halten.  Viel Jammer u. Herzeleid bringen die Inhaftierungen von ehemaligen Parteiangehörigen bzw. Amtsträgern der Partei.

 

In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg kam die neue Volkswanderung nach Altershausen.  In diesen Jahren kamen viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene ins Dorf.  Die höchste amtliche Einwohnerzahl in Altershausen wurde 1856 mit 290 Seelen erreicht.  Danach aber sank diese Statistik auf einen Tiefpunkt von 182 im Jahre 1935.  Mit der Ankunft der Flüchtlinge wuchs Altershausen wieder auf 224 zwischen 1945 und 1950, sank dann wieder leicht nachdem viele der Flüchtlingsfamilien das Dorf verlassen.

 

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1952:  Glockenweihe in Altershausen.  Links mit Büchern, Pfarrer Gerhard Kinkelin.

 

1952 bekam die Kirche endlich zwei neue Glocken, die bei einer Feier eingeweiht wurden.  Die Glocken wurden von der Firma Hofweber in Regen gefertigt.  Freiwillige Spenden ermöglichten 1958 die Errichtung des Kriegsdenkmals vor der Michaeliskirche.  Die damaligen Pfarrer Kinkelin und Schulrektor Schönhut waren die Einweihungsredner.  1964 bekam die Kirchengemeinde endlich ein neues Leichenhaus für den Friedhof.  Die ehemalige politische Gemeinde Altershausen stellte das Bauholz aus dem Gemeindewald kostenlos zur Verfügung.  Die Altershäuser waren dann beim Bau dabei, um die Kosten niedrig zu halten.

 

 

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